waldbrief 2014

liebe mitmenschen und erdenbürger,

mit meinem fotoband: unsere wälder heute möchte ich sie zu einer wanderung durch den reichswald nrw einladen.

bitte verzeihen sie mir, dass ich den blickwinkel auf die wahr-nehmbare und beschleunigte zerstörung unserer zertifizierten (!) und industrialisierten WIRTSCHAFTSWÄLDER richte.

ich möchte damit die sicht auf unsere selbstgeschaffene realität schärfen und erweitern. es ist nur ein kleiner ausschnitt aus meinem persönlichen lebensumfeld und damit nur die spitze eines weltweit verbreiteten kollektiven handlungsmusters.

ich hoffe aus ganzem herzen, dass durch erkenntnis und verantwortungs-gefühl, auch durch ihr bewusst-sein ein großer wandel – ein paradigmenwechsel stattfindet.

ich hoffe, dass der gesunde menschenverstand uns veranlasst, keine zeit zu verlieren … denn der harvester ist gnadenlos: 800 – 900 gefällte bäume täglich fix und fertig zum abtransport. dabei wird mehr als 40 % des waldbodens unwiederbringlich zerstört. und seit 2012 werden mehr als 50 % der „geernteten“ bäume in holzkraftwerken zur stromerzeugung oder in pellettheizungen verheizt. 

bedeutet das nicht die absolute ausbeutung und zerstörung erneuerbarer energien?

wir verheizen die wälder europas … ist das co2-neutral? … ist das nachhaltig?

Waldbrief-Holzstapel-copyright-waldhueterin

 

die wälder der erde werden auch als die grüne lunge unseres planeten bezeichnet. wälder erlauben uns zu atmen, sie produzieren den sauerstoff über die fotosynthese und sind gigantische kohlenstoffspeicher, klimaanlagen und regulieren das globale klima.

wälder sind eine absolut notwendige lebensgrundlage für alle menschen und lebewesen auf dieser erde.

URWÄLDER sind die wertvollsten lebensräume dieser erde und die natürlichsten und stabilsten WALDÖKOSYSTEME.

ein baum braucht jahrhunderte für den natürlichen rhythmus von werden und vergehen. so entwickelt sich auch erst nach einem zyklus von ungefähr 500 Jahren ein stabiles ökologisches gleichgewicht in einem wald – dem URWALD.

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erinnern wir uns: durch die ausbeutung unserer wälder während der letzten jahrhunderte wurden die URWÄLDER und deren ÖKOSYSTEME in deutschland VOLLSTÄNDIG VERNICHTET!

wenn wir heute einen wald betreten, so war oder ist er immer ein WIRTSCHAFTSWALD: natur-nah aber nicht natürlich, mit einem extrem reduzierten ökosystem, mitverantwortlich für den klimawandel, auch durch den gewaltigen co2-speicherverlust.

„wissenschaftler“ sprechen heute gerne von einer überalterung unserer wälder ab 60 – 80 Jahre – ein probates abholzungsargument – und ignorieren dabei leider, dass nur über das natürliche alter der bäume das ökologische gleichgewicht und die stabilität des waldes gesichert ist!

aber „ALTE BÄUME“ sterben in den heutigen INDUSTRIEFORSTEN aus!

Der_Waldbrief_copyright_Josefa_Liebrand_10das desaster durch das frühzeitige abholzen der bäume und das dadurch entstehende ökologische ungleichgewicht, zeigt sich deutlich im

fehlen ausreichend großer alter reifer baumbestände,

die auf dem wege natürlicher absterbe-prozesse von sich aus reichlich totholz bilden würden. diese prozesse lassen bäume in würde altern und sterben. künstliche totholzbeschaffungsmassnahmen wie das ringeln der stämme sind unsinnig und führen zu einem schnellen unwürdigen tot der bäume. künstliche totholzbeschaffungsmassnahmen um jeden preis lösen nicht die probleme der industrieforsten und dienen damit auch nicht wirklich dem ökosystem!

wie sagte schon albert einstein: wir können probleme nicht mit denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben!“

in den letzten jahren entwickelten sich aus den wirtschaftswäldern „legale INDUSTRIEFORSTEN“. hier wird vorgegeben, den wald zu schützen und nachhaltig mit „sanften“ methoden (harvester) zu bearbeiten. in wirklichkeit aber wird das gesamte ökosystem des waldes unwiederbringlich zerstört. zu allem unglück ist diese vorgehensweise auch legal in naturschutzgebieten zulässig. realitätsbezogen gibt es also gar keine naturschutz-gebiete. auch die nationalparks sind offen-sichtlich nicht  geschützt. auch hier findet natur-nahe forstwirtschaft – auch großflächige rodungen mit den entsprechend schweren maschinen – statt.

im sommer überdeckt schnell meterhoher wunderschöner farn und undurchdringliches strauchwerk die fehlgriffe der forstlichen nutzung und gaukeln uns eine heile welt vor. auch durch die industrialisierte entfremdung von der NATUR erscheint dem waldbesucher der wald oberflächlich betrachtet als „natürlich und schön grün“ – ohne die tiefgreifende zerstörung des waldes wahr-zunehmen.

die meisten staatlichen industrieforsten in deutschland sind zertifiziert. der FSC  (waldzertifizierung für verantwortungsvolle forstwirtschaft), anerkennt die regeln der natur-nahen forstwirtschaft und zertifiziert damit die wirkliche zerstörung des waldes (siehe auch „weiterführende vidios“ ARD-report FSC).

Der_Waldbrief_copyright_Josefa_Liebrand_harversterDer_Waldbrief_copyright_Josefa_Liebrand_harversterspuren

aber ist denn diese legale industrialisierte „naturnahe forstwirtschaft“ auch immer noch ethisch und moralisch zu verantworten? müssen wir nicht langsam aufwachen? aufmerksam die worthülsen und behauptungen enttarnen, angeblich „wissenschaftliche“ lehrmeinungen hinterfragen? und dann alle möglichkeiten und kräfte mobilisieren um wenigstens die kläglichen überreste der

wälder wirklich zu schützen und damit auch die zukunft unserer kinder zu sichern?

denn entgegen der politischen suggestionen (link zum video: Nachhaltigkeit für den Wald), dass mehr als 50% der Wälder in deutschland geschützt seien, sind z.b. im reichswald, dem größten staatsforst von nrw, weniger als 3 % der waldfläche realitätsbezogen seit anfang 2013 geschützt …. und wurden vorher noch teils durchforstet, sogar gerodet …. (siehe doku)

sollen diese 3 % den wald stabilisieren? das klima regulieren? die artenvielfalt sichern? 

für mich entwickelten sich die wanderungen durch den wald zu einer beschwerlichen PILGERREISE IN DIE WIRKLICHKEIT. wir gaukeln uns vor, alles im griff zu haben. aber diese grenzenlose selbstüberschätzung führt dazu, dass wir unsere emotionale betroffenheit, bezüglich der wahrnehmbaren zerstörung um uns herum abspalten und ignorieren oder andere dafür verantwortlich machen.

die begegnung mit der immer klarer werdenden realität ließ mich oft verzweifeln, ich glaubte dieser zerstörung ohnmächtig gegenüber zu stehen. so begann anfang 2013 meine pilgerreise und endet im HIER + JETZT mit der wahr-nehmbaren eindeutigkeit meiner fotodokumentation unsere wälder heute.

nicht die vielen worte und buchstaben sind „wirklich“, sondern unsere taten.

das gemeinwohl – die gemeinwohlökonomie ist meine antriebsfeder und mein wirkungsfeld. meine größte motivation für diese arbeit gilt der zukunft aller kinder auf diesem wunderschönen planeten.

herzlichen dank für ihre aufmerksamkeit

josefa liebrand, mitglied dieses kollektivs, mutter + oma